Vera & Wolf:

Eine Russin aus Taschkent heiraten.

Zwar war mir der "Verein"( Interfriends) schon seit ein paar Jahren bekannt, wie und wodurch weiss ich gar nicht mehr, aber erst Ende 2005 habe ich mir im stolzen Alter von 57 Jahren noch mal vorgenommen, mein "Glück" zu versuchen. Auch ich hatte so meine Erfahrungen mit der allseits emanzipierten deutschen Single- Frau gemacht und eigentlich keine Hoffnung mehr, mein Gegenstück zu finden.

Diesmal kniete ich mich intensiv ins "Geschäft" rein und fand auch eine Reihe ansprechender Damen, wurde aber nach Freischaltung meines Profils von einer wahren Lawine von Zuschriften überrollt.

Vera und Wolf

Alle habe ich nicht durchgekriegt, denn es kristallisierte sich doch schnell eine intensive und tägliche Kommunikation mit Vera über email auf Englisch heraus. Wir konnte es beide in etwa gleich gut (oder schlecht), so dass die mails flott wechselten, die erste übrigens am Freitag, den 13. Januar 2006.

Vera lud mich nach Taschkent in Usbekistan (Zentralasien) ein, und am 1. April (!) lernten wir uns dort richtig kennen. Ich kann nicht leugnen, dass mir ein wenig mulmig war, aber es überwog eindeutig die frohe Erwartung und Zuversicht, das Richtige zu tun. Vera erzählte mir später ganz Ähnliches.

In der Flughafenhalle in Taschkent herrschte ein ziemliches Durcheinander, was vor allem dadurch kam, dass jede Menge Taxifahrer einen Touristen "an Land ziehen" wollten bzw. in ihr Auto. Ich habe Vera gleich vom Foto her erkannt, sie mich erst, als ich direkt auf sie zusteuerte. Die Begrüssung war natürlich erst mal eher förmlich, wie überhaupt die Förmlichkeit dort noch eine Rolle spielt, bei uns ist da in den letzten Jahren viel verloren gegangen, leider, wie ich finde.

Vera bugsierte uns in ein Taxi, was uns, anstatt zu ihr nach Hause zu fahren, zu einer unaufgeforderten Stadtrundfahrt rumkarrte. Wir konnten es schliesslich abbrechen, wofür die zwei (!?) Taxifahrer aber mehr als 20 Dollar haben wollten, was selbst mir völlig überhöht vorkam. Für Vera war es eine Unverschämtheit, wir bezahlten schliesslich 15 . So ähnlich hatte ich es mir auch vorgestellt, und war dankbar für die ersten Erfahrungen.

Ich checkte mich übrigens später offiziell in ein Hotel ein, die dafür 75 € wollten und mir bestätigten, dass ich dort residierte, obwohl ich dort mich nicht weiter aufhielt. Das war Vera lieber als mich bei der Miliz zu melden.

Es ging an diesem Abend und auch in der Nacht eher förmlich, etwas unsicher von beiden Seiten, aber zunehmend herzlicher und intensiver weiter. Brav wurde erst mal in zwei Betten geschlafen, aber nur die erste Nacht.

Erfolgsgeschichte Bild 2

Wir liefen viel durch die Stadt, fuhren mit Bussen und Taxen, sahen eine vorzügliche Vorstellung von Tschaikowskis Ballett Schneewittchen im Bolchoi Theater, beäugten usbekische Kunst im nagelneuen Museum (ein Prestigebau, muss man leider sagen, denn den Menschen dort geht es wirtschaftlich gesehen nicht gut. Aber das ist ein anderes Thema).

Erfolgsgeschichte Bild 3

Highlight war die Fahrt nach Samarkant in einem Proppen vollen Bus, der unterwegs auch noch eine Reifenpanne hatte. Samarkant ist sehr beeindruckend, und eigentlich fand ich nur dort einige sehr schöne Souvenirs wie eine Trommel, T- shirt, Tischdecke etc. Die Kopfbedeckung vom Foto habe ich allerdings dort gelassen.

Erfolgsgeschichte Bild 4

Vera kannte sich natürlich mit allen Geflogenheiten aus, vor allem auch was das Feilschen um Preise betrifft. Ich lernte die wenigen glamourösen, aber vor allem auch die vielen einfachen, oft tristen Ecken und Stellen der Stadt kennen und durchaus schätzen.

Vera ging es ganz offensichtlich auch nicht darum, sich wirtschaftlich zu verbessern, das stand durchaus in meinem Hinterkopf mit einem Fragezeichen, sondern wir hatten so etwas wie eine liebevolle Beziehung entwickelt. Ihre dort studierende 21 Jahre alte Tochter und ihre dort lebende Mutter sollten und wollten in Taschkent bleiben und machten ihr später natürlich den Abschied nicht leicht.

Kurz vor unserem Abflug checkten wir dann die Situation für einen Besuch Veras in Deutschland. Die Unterlagen waren für Deutsche in der dortigen Botschaft leicht zu bekommen, doch die Auskünfte eher karg. Wie sich später herausstellte, hatten sie dort schon einige schlechte Erfahrungen mit Scheinehen usw. gemacht. Doch was passiert, wenn wir beschliessen sollten, dass Vera am Ende des Besuchs bei mir bleiben sollte ? Ss hätte nichts geholfen, sie hätte erst mal zurück fahren müssen. Also fassten wir die nächste Möglichkeit, ein Visum zum Zwecke der Heirat, ins Auge. Wir erörterten das alles ganz offen mit der deutschen Konsularbearbeiterin. Wir bekamen ganz andere Formulare, aber leider, wie sich später herausstellte, keine Information darüber, was insbesondere die deutschen Gerichte, die die "Ehefähigkeit" bescheinigen müssen, ihrerseits haben wollen. Dies mussten wir später mit grösserem Aufwand in Taschkent besorgen. Also beim federführenden Oberlandesgericht in Stuttgart (Adresse bei google) fragen, was für das jeweilige Land gerade von Nöten ist. Die haben dort für jedes Land ein anderes Formular! Unser Spiel mit offenen Karten, das wir auch in Deutschland weiter betrieben, machte sich durchaus bezahlt: Nach vier Tagen waren die Unterlagen beim hiesigen Landkreis, der allerdings 10 Tage brauchte, um sie die 20 km bis zu unserem Standesamt weiterzuleiten. Das hatten wir vorher natürlich schon aufgesucht und instruiert.

Was unsere Terminplanung völlig über den Haufen warf war das hiesige Oberlandesgericht, das nach drei Wochen verlauten liess, dass es noch drei weitere Unterlage brauchte, um Veras "Ehefähigkeit" feststellen zu können, unter anderem den genauen (!) Wortlaut von Veras Scheidungsurteil, das schon 12 Jahre zurücklag. In diesem Punkt befindet sich Deutschland wohl doch noch im 19. Jahrhundert, kurz vor Bismarck, sagen wir mal.

Bis die Sachen dann beschafft waren und das OLG sein Okay gab, vergingen weitere fünf Wochen, sodass unser erster Termin schon lange geplatzt war und Veras Rückflugtermin bedrohlich näher rückte. Bedrohlich, weil die Aufenthaltserlaubnis bis dahin befristet war. Dann allerdings lief alles wieder wie am Schnürchen. Am 1.9. heirateten wir, den Rückflug konnten wir stornieren (das war noch das letzte kleine Fluchttürchen gewesen, und wir haben vor kurzem sogar 160 € wiederbekommen.) und am Freitag, den 13. Oktober( logisch!) haben wir unsere Hochzeit gefeiert.

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Seit September besucht Vera den sog Deutsch- Integrationskurs, fünf Stunden am Tag plus ca. 2 Stunden Hausaufgaben, 5 Tage die Woche, insgesamt 6 Monate. Ich verdiene soviel, dass wir den Kurs mit insgesamt 650 € bezahlen müssen, das entspricht aber nur 1 € pro Unterrichtsstunde.

Leider lassen wir uns noch oft von den Annehmlichkeiten der gemeinsam halbwegs beherrschten Sprache Englisch verführen, aber oft sind klare Informationsaustausche auch sehr wichtig.

Ihr Kontakt zu Mutter und Tochter funktioniert gut über Telefon, Geld haben wir in kleineren Summen (bei leider hohen Überweisungskosten von ca. 30 €) auch schon paar Mal getätigt und ein Weihnachtspaket ist über eine private Firma (aus dem russischen Jensen Katalog) auch nach Taschkent unterwegs. russisches Fernsehen soll auch die Tage installiert werden- über Satellit, usw.

Fazit: Ruhig mit den Verwaltungsstellen alles offen erörtern, bei denen ist, zumindest hier im Nordwesten Deutschlands, der Begriff "Service" inzwischen angekommen;

sich im Rahmen der vorgegeben Konzepte bewegen, also nicht aus einem Besuch eine Hochzeit machen wollen. Aus einer Hochzeit ggf. nur einen Besuch machen zu wollen, geht allerdings auch nicht, weil Vera im Heimatland alle Brücken abreissen musste. Wohnung verkaufen, Pension abschreiben etc. Waren eh nur 55 €.

Das war jetzt nur ein kurzer Abriss des Geschehens, für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: whitewolv48@aol.com

 
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