Alena & Andreas:
Als ob wir keine hübschen Mädels in Deutschland hätten ...
Im Vorfeld:
Bitte entschuldigt. In Deutsch bin ich keine Granate. Ich habe mich immer gewundert, dass ich in Religion, Sport, Englisch und Mathe bessere Noten nach Hause brachte, aber in Deutsch eine Niete war. Ich meine damit Rechtschreibung und Aufsatz und das mit dem Genitiv und Dativ habe ich nie wirklich verstanden!
Also: Diese Frage wurde als erstes von meiner Mutter gestellt. Zitat:“Als ob wir keine hübschen Mädels in Deutschland hätten“. Ja Mama, haben wir, aber ...
Begonnen hat alles, um ein wenig auszuholen, mit der Trennung von meiner langjährigen Beziehung mit einer wunderbaren Frau, mit der ich aber heute immer noch sehr befreundet bin. Wir machten einen wunderschönen Urlaub in Sri Lanka und hatten uns grad noch vor dem damaligen Tsunami retten können. Aber es ist noch etwas anderes passiert. In dieser Zeit hat sie sich in einen 20 Jahre jüngeren Sri Lanker verliebt. Es blieb nicht ohne Folgen. Wir trennten uns. Das war Januar 2005. Es folgten Monate voll Schmerz, Verlassen sein, Selbstmitleid, Zorn, Hass und was halt so üblich ist nach einer 10 jährigen Beziehung.
Und jetzt geht’s los!
Im Oktober 2005 bekomme ich eine email von einer Larissa aus „Zungenbrecher“ Novocheboksarks. Ich hatte mich davor in einem Internetportal für Partnervermittlung in Deutschland angemeldet und ich schätze, dass sie dort meine email-Adresse gefunden und deshalb angeschrieben hat. Nun, es wurde eine schöne Schreiberei hin und her und nach 5 emails war „sie“ schon verliebt. Gut, ich fühlte mich geschmeichelt und es tat meinem angeschlagenen Selbstbewusstsein sehr gut, aber realistisch gesehen kam mir das dann doch Spanisch vor. Nebenbei bekam ich dann auch emails von einer Ekatherina aus Cheboksary. Mit dieser Frau mailte ich auch.
Um es kurz zu machen, ich wollte die Damen besuchen, aber sie hatten immer Ausflüchte. Von wegen zu gefährlich, die Oma ist schwer krank usw. Mistraurisch geworden, habe ich ein wenig rumgegoogelt und bin bei Interfrienship gelandet. Und siehe da, ein Forum, und ich lese zum ersten mal etwas über Scammer. Und so war es dann auch. Beide schrieben mir im selben Wortlaut das Procedere wie ich ihnen über Western Union Geld schicken könnte, damit sie mich besuchen könnten. Oh wie gut, das ich dieses Forum gefunden habe.
Zum Spass mailte ich mit diesen Damen weiter. Ich wollte sehen, wie weit sie gehen Aber es ist dann im Sand verlaufen, weil sie keine Kohle sahen und ich keine Zeit mehr für den Quatsch.
Aber dann schaute ich mir einmal die Damen bei Interfriendship genauer an und entschloss mich ein paar Euronen zu investieren. Ja, und so lernte ich im Dezember 2005 Vika aus Volgograd/Volzhskiy kennen. 30 Jahre jung in Scheidung lebend und ein 9 jähriges Töchterlein. Mir hat imponiert, dass sie nicht nur sich selbst präsentierte, sondern auch ihre Tochter. Vom Altersunterschied, dachte ich mir, weil sie schon ein Kind hat, ist sie reifer. Es entstand ein reger email Verkehr, SMS und schliesslich Telefonate. Allerdings war die Kommunikation sehr schwer, denn mit 4 Sternchen in Englisch hat sie sich überschätzt.
Also besuchte ich sie im Februar 2006 in Volzhskiy. Ich bin auf der Welt schon viel rum gekommen, aber in Russland war ich noch nie. Wer fliegt da auch freiwillig hin
Vor dem Abflug seit 2 Tagen keine Verbindung mehr zu Vika. Oh Mann. Hoffentlich lässt die mich nun nicht hängen. Also los nach Moskau. Ankunft Moskau -19 Grad. Okay, so stelle ich mir Russland vor. Die Taxifahrer hängen mir an den Fersen und ich jage sie davon und warte bis ich einen kleinen Bus von Aeroflot erwische, der mich zum Sheremetyevo 1 bringen sollte der für die inländischen Flüge zuständig ist. Ich erwischte solch ein Bus. Aber wie ich jetzt weiss, war es kein kostenloser Aeroflot Bus, denn unterwegs reichten die Mitfahrer Geld nach vorne. Mir war plötzlich nicht wohl. Soll ich auch was Trinkgeld geben oder was? Hab ich nicht, die einzige Angst, die ich hatte, war die, dass dies ein Touristenbus ist und wir nun eine Stadtbesichtigung machen anstatt um die Ecke zum Flughafen zu fahren. Also habe ich mich klein gemacht und harrte der Dinge die da kommen. Der Bus fuhr aber tatsächlich zum Flughafen, hielt aber für meine Mitfahrer an einem Imbiss 500 Meter vor dem Flughafen. Alle steigen aus. Sicherheitshalber bin ich dann auch ausgestiegen und schleppte meinen Rollkoffer durch den Schnee die letzten Meter zum Flughafen. Oh, erst einmal eine Cola. Ich hatte 2 Stunden Aufenthalt und genoss die russische Flughafenatmosphäre. Endlich erreichte mich auch ein SMS von Vika, dass ihre Freundin mich am Flughafen in Volgograd abholen wird. So flog ich nun, nach etlichen Sicherheitskontrollen, entspannter gen Volgograd.
Volgograd, die offenbar längste Stadt der Welt. Ehemals Stalingrad. 2 Millionen Menschen haben offenbar hier im Krieg auf beiden Seiten ihr Leben gelassen. Plötzlich fühle ich mich als Deutscher etwas unwohl bei diesen Gedanken. Wir landen und müssen mitten auf der Piste aussteigen. Schnee ohne Ende und immer noch -19 Grad. Aber es ist gar nicht so wirklich kalt. Trocken eben. Auschecken gibt es hier nicht. Man ist im Freien und wird durch ein rostiges Scheunentor geführt und wartet im Freien im Schneegestöber auf das Gepäck. Ich schaute nach der unbekannten Freundin von Vika und ja, da war sie und ich drückte sie vor Freude und Erlösung. Sie hatte einen Bekannten dabei, der einen alten Lada hatte und so ging die Reise weiter aber nicht ohne vorher auf den Stiefelhügel von Volgograd zu fahren. Voller Stolz präsentierte mir Alexej die dritt höchste Statue der Welt. „MutterHeimat“ Es war mittlerweile Nacht und es war dermassen imposant und kalt
Wir fuhren dann eine Stunde und endlich treffe ich Vika. Sie stand vor dem Plattenbau, indem sie mir eine Wohnung mietete. Ein unvergesslicher Moment. Du triffst nach zahlreichen emails und SMS die Frau in Realität. Es war sowas von schön.
Alexej verabschiedete sich und ich gab ihm 5 Euro. Mehr hatte ich nicht in klein. War ein bissel peinlich aber was tun? Mit den Mädels dann in die Wohnung. Oh, das war schon abenteuerlich. Zahlenkombination an der rostigen Stahltür, ein völlig veralteter Aufzug wo offensichtlich schon was abgerissen war. Es klapperte und kratze etwas an der Wand beim hochfahren. Keine Ahnung. Nur keine Gedanken machen. Wird schon gehen. Die Mädels schien das nicht zu beeindrucken. Dann meine Wohnung für die nächsten 10 Tage. Au Mann, ich war schon viel unterwegs und habe auch mal in den letzten Kaschemen übernachten müssen, aber so einen Saustall habe ich noch nie präsentiert bekommen. Vika schämte sich. Um etwas zu unternehmen war es zu spät. Also tranken wir dennoch Begrüssungssaft, staunten uns an, weil es so unglaublich war, dass ich nun hier in Russland hocke um eine Frau zu treffen, assen etwas Wurst und Brot und verabschiedeten uns auf morgen. So sass ich da, mitten in Russland und hatte nicht mehr viel zu trinken geschweige denn zu Essen. (ausser Süssigkeiten und etwas Wurst, was wohl Salami darstellen sollte Es war mittlerweile kurz vor 22:00 Uhr und schaute aus dem Fenster. Oh, ich sah, dass der Supermarkt noch offen ist, packte meine Schlüssel, nahm die Treppe und fand mich zum ersten mal in einem russischen Supermarkt. Brot, Wurst, Käse, Saft und sogar bleifreies Bier gekauft und wieder zurück. Aber an der Stahltür wieder angekommen, die erste Verzweiflung. Die Zahlenkombination will nicht funktionieren. Arsch kalt und ich komm nicht rein. Verflucht was tun? Ich sah mich schon auf der Titelseite unserer Volkszeitung. „Deutscher Tourist in Stalingrad vor der Türe erfroren.“Ich probierte ohne Ende alle möglich Kombinationen und „God thanks“ Sesam öffne dich. Endlich wieder in der überhitzten Wohnung kam ich zur Ruhe und machte es mir bequem. Wo nun schlafen? Das Bettzeug war gebraucht, die Handtücher noch vom Vorgänger. Naja, ich bin als Motorradfahrer hart im Nehmen und die Müdigkeit erledigte den Rest.
Nachdem am nächsten Tag der Saustall vom Vermieter aufgeräumt wurde, er wollte doch tatsächlich Geld von mir, ging es mir schon besser und konnte mich dann auf einen schönen Urlaub in Russland mit Viktoriya freuen.
Vika und Lena (Ihre Freundin, die mich abholte) kamen dann auch Recht früh am Morgen und brachten mich zu einem Bankomaten um Geld zu holen und zerrten mich anschliessend in ein Bekleidungsgeschäft. Ich müsse mir unbedingt bei dieser Kälte eine Mütze kaufen und ausserdem würde ich ohne Kappe als Tourist auffallen.
Vika hatte sich für heute frei genommen und Lena war quasi selbst als Tourist da, weil sie einen Japaner geheiratet hat und in Tokio wohnt. Sie war dann auch die Dolmetscherin in Englisch, weil Vikas Englisch höchstens einen halben Stern bei Interfriendship wert war.
Okay, es war wunderbares Wetter, kalt aber ein strahlend blauer Himmel und Vika besorgte uns ein günstiges Taxi und wir fuhren noch einmal zurück nach Volgograd um die „Mutter Heimat“ am Tage zu besichtigen. Es war wirklich imposant.
Manchmal beschlich mich ein komisches Gefühl an einem Ort zu sein, wo vor ca. 65 Jahren soviele Menschen sinnlos starben. Diese Stadt repräsentiert wie keine andere die Schrecklichkeit und Unmenschlichkeit des Krieges und des russischen Kriegstraumas. Der zweite Weltkrieg (auf russisch der "Grosse vaterländische Krieg") ist an vielen Orten noch sichtbar. Im Zentrum brennt jeweils die ewige Flamme in Gedenken an die Opfer des Krieges.
„Mütterchen Russland“ dieses unheimlich, monströse Kriegsdenkmal, das eine überdimensionierte Frauenfigur mit Schwert in der Hand darstellt, (man sieht sie schon von Weitem.) steht für den Wendepunkt im Krieg gegen die Deutschen. Die Wehrmacht kam 1942 bis zum damaligen Stalingrad. Es ist der östlichste Punkt, den die Deutschen erreicht haben. Sie wurden von Truppen von den Sowjets vernichtend geschlagen. Auf beiden Seiten kamen je knapp eine Million Menschen ums Leben. Danach setzten sich die Sowjettruppen in Bewegung Richtung Berlin. Gleich unterhalb der Frauenfigur brennt in einem golden ausgekleideten Rondell die stets von Soldaten bewachte ewige Flamme. An den Wänden sind die Namen gefallener Soldaten zu lesen sowie die Inschrift: "Wir haben gekämpft und nur wenige haben das Ziel erreicht, aber wir haben unsere Pflicht gegenüber Mütterchen Russland erfüllt." Dies alles und die dazu eingespielten Kriegsgeräusche und des Schlachtrufs "Na Berlin" ("nach Berlin") wirken sehr martialisch.
Es folgte noch ein Restaurant Besuch und dann war es auch schon wieder Zeit sich zu trennen. Vika musste ihre Tochter von der Oma abholen und sich auf einen Test vorbereiten, weil sie derzeit neben der Arbeit Betriebswirtschaft studiert.
Den nächsten späten Nachmittag verbrachten wir endlich alleine. Wir unterhielten uns mit Händen und Füssen, einige Wörterbücher, Zetteln und Übersetzungsprogrammen auf dem Notebook und endlich funkte es richtig.
Es folgten noch etliche schöne Stunden sowie Ausflüge an die Wolga, Bowlingbahn, Kriegsmuseum und auch eine Party bei ihr daheim. Endlich lernte ich auch ihre Tochter Elisabeth kennen. Was für ein reizendes Kind. Ich habe ihr ein Chearleader-Kostüm (bei uns wurde in dieser Zeit gerade Fasching gefeiert) mitgebracht und obwohl wir uns sprachlich mit keinem Wort verstanden, schmolz ihr Herz in meinen Händen und führte sogleich ein Chearleader Tanz auf.
Ich muss mich nun ein wenig kurz fassen. Mein Deutschlehrer würde nun wieder sagen. „Thema verfehlt oder schreiben sie hier eine Doktorarbeit“
Kurz noch. Zur gleichen Zeit war auch ein anders IF-Mitglied in Volgograd. Wir hatten SMS Kontakt und trafen uns eines Nachmittags hier in Volzhski auf ein Bier und einmal in einer Bar bei Ihm in Volgograd. War klasse mal wieder Deutsch zu quatschen. Leider hatte er nicht so ein Glück wie ich. Es hat nicht gefunkt.
Der Urlaub war nun vorbei und ich machte mich, nach einem tränenreichen Abschied auf den Heimweg. Unterwegs im Flieger nach Moskau lerne ich einen Österreicher kennen. Und wie der Zufall es will, er ist auch ein IF-ler. Unglaublich, die Welt ist klein. Er hat seine Braut zum ersten mal gesehen und geradewegs in Volgograd geheiratet. Das letzte was ich von ihm hörte war, dass sie nun glücklich zusammen in Wien wohnen.
Der nächste Abschnitt in diesem Roman ist der Gegenbesuch von ihr im Juni 2006 für 10 Tage.
Da gibt es nicht viel zu sagen. Ist zu privat aber es war einfach nur schön. Ich konnte sie meinen Eltern und ein paar guten Freunden vorstellen, Ausflüge in den nahe gelegenen Schwarzwald machen usw.
Dann folgte eine lange einsame Zeit bis Weihnachten und es beschlich mich ein wenig Misstrauen. Ich hatte noch viel Urlaub zu Gute und hätte sie im Herbst gerne noch einmal besucht. Aber sie wollte nicht, weil sie keine Zeit für mich hätte. Sie geht 8 Stunden arbeiten, dann holt sie Elisabeth vom Hort und ausserdem müsse sie ihr Badezimmer renovieren. Auf meine Fragen, warum das denn nötig ist wenn sie nach Deutschland will, antwortete sie, dass sie ein funktionierendes Bad bis zu diesem Zeitpunkt brauche. Ok, verstehe ich. Sie wolle Englisch am Abend lernen, was sie aber dann doch nicht tat. In über 800 emails gegenseitig schrieb ich ihr oft, dass es unbedingt notwendig ist, dass wir unsere Kommunikation verbessern müssen. Sprich: Sie sich Zeit nimmt Deutsch zu lernen oder zumindest Englisch. Ich habe ihr zig Sprach-Cds zum selber lernen für Russen mitgegeben. Hat sie nie angeschaut. Ok, so versuchte ich im Selbst-Studium Russisch zu lernen. Hmrummmpf….
Nun, an Weihnachten besuchte sie mich für drei Wochen mit Töchterchen Elisabeth. Es war für mich eine wunderschöne Zeit, auch wenn ich im Wohnzimmer alleine schlafen musste. Vika ist sehr gläubig und meinte, dass sie ihrer Tochter gegenüber ein Vorbild sein müsse und weil sie noch nicht geschieden ist und wir nicht verheiratet sind, nach ihrem Glauben das Bett nicht zusammen teilen dürfen. Naja, da hatte ich zu schlucken und „zwischenmenschliche Beziehung“ kam halt nur dann und wann zustande, wenn die Kleine schlief.
Nun gut. Elisabeth ist mit ihren 10 Jahren ein sehr liebes Mädchen und sie begann mich sehr zu mögen. Wir spielten, schmusten, sassen oftmals Arm in Arm vor dem Fernseher und schauten Kika oder sie erzählte ohne Pause Geschichten in Russisch. Ich verstand zwar nur „Bahnhof“ aber irgendwie verstanden wir uns trotzdem.
Dann ein kleiner Krach mit Vika.
Es ging irgendwie ums Essen. Sie wollte partout Fisch am Montag. Da wir nicht in Hamburg leben, gibt es bei uns nicht jeden Tag frischen Fisch zu kaufen. Vor allen Dingen nicht am Montag. Aber da merkte ich, dass sie sehr stur sein kann und bin mit dem Auto los in die Stadt. Es war kurz vor Geschäftsschluss und ich fand in der Eile nicht einmal gefrorenen Fisch. Also auf den Ärger in meiner Stammkneipe schnell 2 Beruhigungsbier getrunken und ich wollte auch kurz mal wieder ein paar Freunde nach 2 Wochen sehen und der kleine Krach war vorprogrammiert.
Naja, wir hatten dennoch eine schöne Zeit mit vielen Ausflügen, Eis laufen, Zoo, Schwimmen gehen in ein Badeland usw.
Der Abschied war dieses mal nicht Tränenreich. Irgendwas schien in Vika zerbrochen. In Frankfurt meinte sie beim Abschied, dass sie das Gefühl habe, das letzte mal in Deutschland gewesen zu sein. Ich kapierte das nicht.
In den folgenden SMS und emails merkte ich auch ihre abgekühlte Beziehung zu mir. Kein „ILD“, kein „Kiss you“ kein „Your Vika“!
Ich bohrte und fragte ohne Ende was ich wohl falsch gemacht habe. Sie antwortete zunächst, dass sie Zeit bräuchte. Aber dann kamen doch die Antworten. Ich hätte sie oft mit dem Essen vernachlässigt. Ich dachte ich hör nicht Recht. Sicherlich, im Urlaub habe ich ein wenig andere Essgewohnheiten. Wir schlafen länger und dann gibt es aber ein riesen Frühstück mit allem PiPaPo, Wurst, Käse, Schinken, Eiern in allen Variationen, frischen Brötchen, Früchte wie Ananas, Mango, Clementinen, Litschies, Kaffee, Saft usw. Und wenn dieses Frühstück um 10:30 Uhr beendet ist, denke ich eigentlich nicht mehr an Mittagessen. Der Punkt der sie so aufregte war offenbar der. Einmal waren wir shoppen. Es war Nachmittags um 16:00 Uhr. Neben dem Einkaufscenter war ein Bratwurststand und oh, ich hatte Lust auf eine Bratwurst und fragte Vika ob sie auch eine wolle, aber ich bekam keine Antwort. Okay dachte ich, dann will sie keine. Ich fragte Liza und obwohl die kein Englisch geschweige Deutsch kann, vermittelte sie mir ein „Da“. Also assen wir unsere Wurst und Vika schaute zu. Nicht einmal abbeissen wollte sie als ich es ihr anbot. Das gleiche Spiel hatten wir aber auch später einmal an einem Konditoreistand. Ich fragte sie ob sie auch einen „Berliner“ kosten möchte und wieder keine Antwort. Ich nehme mal an, dass sie wohl der Meinung ist, dass ich nicht dumme Fragen stellen soll und ihr gefälligst einen kaufen soll. Ich weiss es nicht. Wer versteht schon die Frauen?
Das andere Thema, was ihr aufstiess war, Ich hätte sie zu sehr vernachlässigt (auch sexuell) und mich deutlich mehr um Liza gekümmert. Da hat sie leider Recht, aber solche Aussagen sind schwer zu verdauen. Natürlich habe ich mich intensiv mit Liza beschäftigt. Ich wollte ihr vermitteln, dass ich ihr ein guter Freund und Vater sein werde wenn sie nach Deutschland ziehen werden und immer für sie da sein werde.
Sexuell hatte ich unglaublicherweise tatsächlich Probleme. Für mich war es neu und ein Problem ein schlafendes kleines Mädchen im Schlafzimmer zu wissen und uns überraschen könnte wenn Vika und ich im Wohnzimmer unserer Beziehung nachgehen. Schlüssel habe ich leider keine. Ausserdem fühlte ich mich auf meinem Gästebett abgewiesen und auch ein wenig missbraucht, denn Vika kam nur, wenn sie Bock hatte oder wenn Liza eben tief schlief. Ist schon eine verzwickte Sache. Ich habe ihr geschrieben, dass diese Situation für mich absolut neu ist und sie ebenso, wie ich mit ihr und Liza, auch mit mir Geduld haben müsse. Das geht nicht alles von heute auf morgen.
Nun es blieb zunächst bei dieser abgekühlten Atmosphäre und tat mit unsagbar weh. Und jetzt kommt noch der Oberhammer. Bei ihr kam der Scheidungstermin. In einer letzten Aussprache mit ihrem Noch-Ehemann liess dieser verlauten, bevor er die Unterschrift für eine endgültige Ausreise von Liza geben würde, würde er Vika zuerst umbringen. Jetzt ist es raus. Ohne Liza keine Zukunft auf ein Zusammen leben in Deutschland. Mit Geld kann man da auch nichts machen, weil er aus einer reichen Familie kommt und ich habe auch nicht soviel, dass ich mir Liza erkaufen könnte.
Nun, es folgten noch viele emails und Telefonate und das abgekühlte Verhältnis ihrerseits taute wieder ein bisschen auf. Aber was können wir tun? Warten bis die Kleine 16 ist? Verdammt, ich möchte auch an ihrem Erwachsen werden teilhaben und nicht ewig mit einer geldfressenden Fernbeziehung leben. Jetzt ist sie noch jung genug um sich in Deutschland gut integrieren zu lassen. Verzweiflung pur.
Ich hatte das damals in einem Thread geschrieben. Der Tenor der Forums-Mitglieder war der, dass ich die Beziehung besser vergessen soll. Realistisch gesehen, ja! Oder eben warten.
Ich hatte es satt zu warten und schaute mich wieder im Katalog um. Und siehe da.
Fotos von einer entzückenden Frau. Einfach, natürlich und voll mein Typ. Alles hat gestimmt. Sie präsentierte sich natürlich, weltoffen nach Liebe und Verständnis sehnend und was sie zu ihrem Profil zusätzlich dazu geschrieben hat bewegte mich dermassen, dass ich noch einmal ein paar Euronen bei Interfriendship investierte. Ich habe zwar noch ein paar andere Adressen runtergeladen, aber die interessierten mich eigentlich nicht. Mich interessierte nur Alena.
Ja und jetzt komm ich endlich zum Thema!
Aber erst morgen! Jetzt sind die Zigaretten gleich alle
Alena aus Mogilev!
Wie bereits geschrieben, ihr Profil in Interfrienship war für mich der Oberhammer. Einziges Manko damals, sie ist erst 26 Jahre alt und sucht einen Mann zwischen 28 und 46. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon 47 Lenze drauf und es ist mir eigentlich auch klar, dass die Mädels da oft zu weit ausholen. Was will auch eine 26 jährige mit einem 46 jährigen und umgekehrt? Egal, ich probierte es einfach. Sie schrieb so erwachsen in ihrem Profil.
Das erste email von mir Ende April 2007 und die erste Antwort von ihr. Intelligent, sachlich, realistisch, lieb und schon vertraut.
Es folgten jeden Tag emails hin und her und auch sehr schnell SMS und Telefonate. So entschlossen wir uns zu einem Treffen auf, wie sie es ausdrückte „neutralem Boden“ in Minsk.
Was mich damals und auch heute noch beindruckte war, dass sie alles arrangierte. Ihren Urlaub, die Wohnung, (sie bezahlte den ersten Tag im voraus) der Vermieter, der sich dann um die Versicherung und Anmeldung beim Ovir kümmern wird.
Ich hatte damals hier im Forum angefragt, weil er für die Registrierung 30.- Euro haben wollte und mir das ziemlich teuer vorkam. Aber egal, der Service war es schliesslich wert und ich hatte bis dato ja auch keine Ahnung wie sowas in Belarus eigentlich abläuft. In Volgograd war es einfach. Ich bin einfach in ein bekanntes internationales Hotel und mit ein paar Rubel hatte ich die Registration.
So schnappte ich mir dann Anfang Juni einen Flug über Frankfurt nach Minsk. Und nun eine kleine lustige Anekdote. Über „google earth“ habe ich mich schon ein bisschen über Minsk und das Umfeld informiert. Der Flughafen war dort mitten in der Stadt notiert. Okay super. Aber wo landen wir? Mitten in der Pampa Oh, ich dachte, ich hätte falsch gebucht, das Handy funktionierte mit meiner „prepaid-card“ auch nicht mehr und schob beim Landeanflug Panik ohne Ende, weil ich womöglich auf dem falschen Flughafen lande und Alena an einem anderen auf mich wartet. Aber es lief dann alles wunderbar. Ein bissel Stress mit dem Ausfüllen von einem winzigen Einreisezettel, wobei mir eine nette Belarussin behilflich war, auschecken und da stand sie. Sichtlich nervös aber nach einer sanften Umarmung gelöst. Mit dem Taxi fuhren wir Hand in Hand nach Minsk. (Machen wir nie wieder, viel zu teuer und bezogen sogleich unsere Wohnung. Dort schnappte ich sie mir zum ersten mal und küsste sie sanft.
Es ist mir klar, dass dieses Mädel auch Angst haben könnte. Sie reist von Mogilev nach Minsk um mit einem, nur durch emails und Telefonate kennenden, eigentlich fremden Mann 10 Tage einen Wohnung zu teilen. Ist schon mutig und wahrscheinlich auch nicht üblich. Aber wir hatten dies nun so geplant.
Im Vorfeld habe ich einen Aidstest machen lassen und sie schrieb mir dann eine nicht so schöne mail, ob ich nur wegen „Sex“ nach Belarus käme. Ich war ein bissel sauer über diese Anmerkung, aber ich beruhigte sie, das ich Sex hier billiger haben könnte wenn ich „nur“ das wollte und ihr, egal was passiert, einfach die Gewissheit geben möchte, das ich gesund bin und verlangte es auch von ihr. Mag sein, dass das ein wenig pietätlos von mir war. Aber ohne Gesundheit ist alles nichts und es wird immer eine gewisse Sorge im Hinterkopf bleiben. Ich kann da nicht aus meiner Haut.
Die Wohnung machte für mich einen guten Eindruck. Einfach, aber mit Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad. Wir machten uns dann gleich auf den Weg in den nächsten Supermarkt und deckten uns mit Lebensmitteln ein. Der erste Eindruck von Minsk war positiv. Anders als in Volgograd war es hier unheimlich sauber und modern nach westlichem Niveau.
Am nächsten Morgen erschien der Vermieter, fuhren zu einer Bank um Geld zu holen und dann zu einer Versicherung. Anschliessend bezahlte ich die Miete und der Vermieter machte sich auf den Weg zum Ovir um mich zu registrieren zu lassen. Für diese Dienstleistung wollte er aber dann bloss 20.- Euro.
Alena war mit der Wohnung nicht so glücklich. Ach diese Wassermänner Kenn ich dieses Spiel doch schon von meiner Ex. In keinem Hotel oder Bungalowdorf wo wir überall waren, blieben wir im ersten Zimmer. Immer musste es doch was anderes sein. Nun gut, Alena hat den Katalog der Mietwohnungen gesehen und meinte, dass ebenfalls im Zentrum noch eine Einzimmerwohnung zum selben Preis frei wäre und wir den Vermieter fragen sollten, ob wir sie uns anschauen könnten. Der Vermieter war hyper freundlich und nachdem er mir die Registrationsdokumente zurück gebracht hatte fuhr er uns zu der anderen Wohnung. Wowh, zwar nur ein Zimmer, aber ganz modern eingerichtet mit neuem Bett, Ledersofagarnitur und etwas versetzt auf einer höheren Ebene die Küchenzeile mit Theke. Also Umzug. Der Vermieter half uns.
Wir verbrachten einen super Urlaub in Minsk und lernten uns immer besser kennen. Wir verstanden uns prächtig. Probleme wegen dem Altersunterschied gab es nicht. Im Gegenteil, sie meinte, dass sie die jungen Männer satt habe. Sie seien unzuverlässig und denken immer nur an das eine Wie auch immer, letzteres ich ja auch und sie war auch nicht von schlechten Eltern und mit ihrer jugendlichen Art kam ich sehr gut zurecht. Der Bann war gebrochen und es war vom ersten Moment eine gewisse Vertrautheit da. Und so entschloss sie sich mir ihre Heimatstadt zu zeigen.
Also auf nach Mogilev. Am frühen Morgen mit dem Taxi zu einer Busstation und den erstbesten Mini-Überlandbus geschnappt. In Mogilev angekommen bestaunte ich erst einmal die schöne Fussgängerzone mit dem Sterngucker „Zvezdochet“ und die Freiheitsstatue mit der ewigen Flamme und den Blick auf den Dnepr. Alles war sehr sauber und gepflegt und wird Schritt für Schritt restauriert. Weiter ging es mit einem Bus zu einem ausserhalb gelegenen Zoo und daneben zu einer Gedenkstätte des 2ten Weltkrieges mit einigen Panzern und Kanonen. Das war alles in allem sehr beeindruckend.
Langsam mit Hungergefühlen entschloss sich Alena mir ihre Wohnung zu zeigen. Also wieder mit dem Bus in Richtung Stadt. Und so sass ich dann in ihrer Wohnung, ass Schwarzbrot mit Wurst und fühlte mich einfach nur glücklich. Ihr Vertrauen und die Gastfreundschaft war einfach unbeschreiblich. Sie telefonierte noch mit ihrer Mutter. Diese hätte mich gerne auch noch kennen gelernt, aber unser Bus nach Minsk stand schon in den Startlöchern. Okay, das nächste mal.
Wieder in Minsk besuchten wir einmal den Staatszirkus, direkt neben unserer Wohnung, diverse Shoppingcenter, Kirchen, Denkmäler und Monumente ohne Ende und fuhren einmal auch mit einem Riesenrad im Gorki Park.
Alles in allem war es ein schöner Urlaub und ich war sehr beeindruckt und über beide Ohren verliebt. Der Abschied war dementsprechend schmerzhaft, aber wir werden uns wieder sehen, das steht fest. Schlau wie ich bin, hatte ich ihr schon eine VE mitgebracht und an einem Tag zur deutschen Botschaft gefahren, 5 Stunden in der Kälte die Füsse platt gestanden und das Visum für sie beantragt.
Nun geht es Schulbuchmässig weiter.
Logischerweise folgte der Gegenbesuch im August 2007. Ich weiss zwar nicht welcher Teufel mich geritten hat, aber ich lud sie über Frankfurt ein, obwohl ich ja im Südwesten wohne. Ich hatte dann eine Idee. Ich fuhr mit dem Auto bis Freiburg und die restlichen 250 km mit dem Zug nach Frankfurt Flughafen und konnte alsbald meine Geliebte in den Arm nehmen. Weil sie erst Abends um ca. 21:00 Uhr ankam, gab es keinen Zug mehr zurück in meine Heimatstadt. Bis Basel wäre es gegangen, aber die Schweizer waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Schengenabkommen, weshalb ein Aussteigen und dann mit dem Auto weiter nicht gestattet war!
Also habe ich im Vorfeld ein günstiges Hotelzimmer für eine Nacht in der unmittelbaren Nähe des Hauptbahnhofes gebucht. War eine gute Idee, denn so konnte ich ihr auch einen Eindruck einer deutschen Metropole vermitteln und wir spazierten noch am Main entlang und durch die Frankfurter Altstadt und genehmigten uns ein Bier. Oh es war einfach nur schön. Sommer, warm und aufregend. Allerdings muss ich anfügen, dass Alena sich mit internationalen Metropolen schon ein bisschen auskennt. Als junge Katholikin konnte sie an verschiedenen „Taize“-Treffen teilnehmen. Es ist ein internationales Treffen gläubiger Jugendlichen aus aller Welt, die für einen geringen Beitrag und bei Gastfamilien wohnend, sich jedes Jahr in einer Metropole zum diskutieren treffen und den Glauben teilen und gemeinsam neue Wege der Hoffnung zu bahnen. So war sie schon zu so einem Treffen in Hamburg mit Ausflug nach Travemünde, Mailand, Lissabon und Zagreb. Und dies alles mit dem Bus.
Am nächsten Morgen gingen wir zum nahegelegenen Hauptbahnhof und sausten mit dem ICE gen Freiburg. In Freiburg angekommen, verstauten wir erst einmal ihr Gepäck und machten uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg in die malerische Innenstadt, kletterten auf das Freiburger Münster und dem Schlossberg. Ja, ich konnte ihr viel zeigen, weil ich als Badener Freiburg sehr gut kenne.
Nachmittags fuhren wir über das Münstertal Richtung Schwarzwald. In einem alten Geheimtipp Schwarzwaldhof (http://www.muenstertal-staufen.de/Region-Orte/Muenstertal/Touren/Kaelbelescheuer-Tour) wollten wir uns, bei Wurstsalat und „Gschwelte (Gekochte Kartoffeln) mit Kräuter-Quark oder auch bei uns „Ribeli Käs“ genannt, erst einmal stärken. Rundum satt und guter Laune fuhren wir südwestlich den Schwarzwald wieder hinunter in meine Heimatstadt. Hier konnte ich sie endlich mit „my home is your home“ empfangen.
Okay, wir verlebten einen wunderschöne Sommerzeit mit vielen Ausflügen in den nahegelegenen Schwarzwald, z. B. St. Blasien Dom, Schluchsee, und Besuch des höchsten Naturwasserfall Deutschlands, Schwimmbad, meine Stammkneipe und natürlich auch den Besuch meiner Eltern, die zunächst skeptisch wegen dem Altersunterschied bei uns waren und sie Viktoriya und Liza eigentlich schon ins Herz geschlossen hatten. Aber sie waren dann doch sehr beeindruckt von Alenas erwachsener Art und ihrer Hilfsbereitschaft z. B. beim Abwaschen des Kuchengeschirrs usw.
14 Tage gehen schnell um und wir machten uns mit dem Zug wieder auf den Weg nach Frankfurt. Weil der Flug früh am Morgen startete, mussten wir wieder einen Tag vorher fahren und uns wieder ein Hotelzimmer nehmen. Dieses mal war es nicht so günstig, weil eine Messe war. An beiden Mainufern waren Stände mit internationalen Waren ohne Ende und Menschenmassen, dass ein Durchkommen manchmal nicht möglich war. Aber wir genossen diese Atmosphäre und assen in einer ruhigeren Region, Nähe der Paulskirche endlich eine Bratwurst und tranken Schwarzbier
Müde fielen wir ins Bett und fanden uns am nächsten Morgen nach einem kräftigen Frühstück wieder am Flughafen. Tränen und mit einem dicken Klos im Hals verabschiedeten wir uns auf das nächste Treffen Ende Oktober in Mogilev.
Mogilev!
Einen ersten Eindruck hatte ich ja schon erlebt. Doch dieses mal war es anders. Ich lebte nicht in einem Hotel oder gemieteten Wohnung, sondern bei ihr. Ja, was soll man sagen? Jeder der bereits soweit gekommen ist, kennt dieses Gefühl. Du bist als Deutscher in einer weissrusssischen Wohnung und dein Mädchen macht dir was zu essen. Glück pur!
Aber von vorne!
Gelandet in Minsk holte sie mich am Flughafen ab. Nach unserer innigen Begrüssung fragte sie etwas unsicher, ob es mir etwas ausmachen würde das sie ihr Exmann hergefahren hat und er uns auch wieder in die Stadt zum „Busstation“ fahren würde. Nun gut, ich habe da keine Probleme damit und sie meinte, dass sie noch einiges von ihm zu Gute habe, alldieweil sie ihm damals das Studium finanzierte und er dann, wie in einem Groschenroman eine andere schwängerte. Okay, es war schon eine komische Situation und betrachtete diesen Typen genau, aber konnte nur feststellen das er, egal was passierte, ein netter Kerl ist und es hat mich berührt, dass Alena dennoch so ein gutes Verhältnis zu ihm hat, genauso wie ich zu meiner Ex. Verzeihen ist alles! Wut und Hass bringt absolut nichts. Man hat ein Teil seines Lebens mit einem geliebten Partner verbracht, viele intime Dinge ausgetauscht und sollte meiner Meinung nach, ihn/sie trotzdem weiterhin in irgendeiner Art lieben. Oh, das war nun sehr schnulzig
Also auf nach Minsk.
Busstation, Van geschnappt und auf nach Mogilev! Belarus Fans kennen das Spiel Es war Samstagabend und was ein verliebtes Paar so macht, brauch hier nicht zu schildern Fernsehen
Sonntagmorgen: Ihr Vater hat sich telefonisch angemeldet, dass er uns mit seinem Auto zum Mittagessen abholt. Ja, und da stand er vor der Tür und ich machte mir schier in die Hosen. Alenas Vater! 1 Jahr älter als ich, das muss man sich erst einmal vorstellen, aber ich war mir sicher, dass das etliche IF-ler so schon erlebt haben. Es war eine unglaubliche warme Begrüssung und im Anhang durfte ich auch ihre bildschöne jüngere Schwester begrüssen. Vergesst es:) schon vergeben!
Also nach Hause zu Mütterchen. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Ich habe wahrlich nicht viel Geld investiert (Ausser Pralinen, Schweizer Schokolade und Käse, gutes Waschmittel und einen starken Schwarzwälder Kirschschnaps), aber ich bin so warm und lieb empfangen worden, das war unglaublich. Der Tisch war gedeckt mit allen möglichen Leckereien, Bier, Saft und Vodka, dass eigentlich gar kein Platz für die Teller waren. Ja, und so schlemmerten wir den halben Tag, fuhren noch in die Kirche und schlussendlich mussten wir nach langem Hin + Her und Abendessen sogar auch noch im Wohnzimmer der Eltern über-nachten. Sowas von Gastfreundschaft habe ich wirklich noch nie erlebt.
Wie ging‘s weiter?
Nun, Alena hatte keinen Urlaub bekommen und so konnte ich nach einem kleinen Frühstück die folgende Woche immer bis in die Puppen pennen :)
Naja, so war es dann auch nicht.
Ich machte mich mit Hilfe von Alena schlau, wie das mit den Bussen funktioniert. Einfach hinten sitzen erleichtert diese Geld-wechselei von all den Leuten die dir das zustecken wenn du vorne sitzt und dem Fahrer, der natürlich schon wieder los heizt, zustecken musst. Oder eine gute Idee auch direkt neben dem Fahrer sitzen und 600.- oder 700 Rubel je nach Bus abdrücken. Wir wohnen etwas ausserhalb von Mogilev aber es war nach kurzer Zeit kein Problem in die City zu fahren und im Internet-Kaffee die e-mails abzurufen.
Ausserdem fand ich in der Fussgängerzone, nahe der Freiheitsstatue eine klasse Kellerbar.
Woh.. die brauen ihr Bier offenbar selber. „Null pjat piva „und schon steht eine „Halbe“ Dunkelbier auf dem Tisch. Da die Russen bzw. Weissrussen offenbar nie etwas trinken ohne was zu essen, hockte ich natürlich etwas verloren auf meinem Posten. Die Speisekarte war nicht zu lesen :) Mein bisschen Russisch reichte dafür nicht. Also entschied ich mich für „irgendwas“ in der Karte und das schlanke Mädel im Minirock servierte mir 3 Bratwürste. Ha, super, es hätte auch schlimmer kommen können wie ich beim Blick auf den Nebentisch sah.
Vielleicht kennt ja einer von den Mogilev Kandidaten dieses Restaurant! Markant sind im Schankraum all die Biergläser von internationalen Gästen, die unter Verschluss in kleinen Holzboxen verbracht sind.
Nun gut, ich bin ja nicht zum Saufen nach Mogilev. Alena hat dann einen Tag frei bekommen. Dafür musste sie allerdings an einem Samstag nacharbeiten. Nun, als alte Wasserratte fragte ich sie, ob es nicht möglich wäre ein Hallenbad zu besuchen. Für sie kein Problem, aber für mich. Ich bräuchte ein gewisses Gesundheitszeugnis, das nur von einem Belarus Arzt ausgestellt werden kann. Unglaublich! Aber mein Mädel war tapfer und wir fanden ein lustiges Hallenbad, wo keine Formalitäten angesagt waren. Einziges Problem, mein Mädel hatte ihren Badeanzug vergessen :) und stand in Jeans und sichtlich hilflos und verzweifelt am Baderand, während ich mich schon im Wasser mit der Schulterbrause vergnügte. Aber aus gutem Grund liebe ich meine osteuropäische Frau :) Sie ist immer flexibel und hat gute Ideen. Die Bademeisterin von diesem Bad hatte eine Einsehen und in null komm nix hatte mein Mädel einen Badeanzug. Ok, sichtlich zu gross für ihren Körper aber ich hatte ja keine Taucherbrille dabei :)
Ja, wie ging‘s weiter?
Ich hoffe ich langweile euch nicht. Aber ehrlich gesagt macht es mir sogar Spass diese Erlebnisse aufzuschreiben und ich will allen nicht verheirateten Mitgliedern Hoffnung und gute Laune vermitteln, dass es sich lohnt, den Kampf mit den schier endlosen Formalitäten aufzunehmen, um die Frau des Lebens zu finden und zu heiraten. Sorry, zu schmalzig, aber ich bin einfach nur glücklich!
Ihre beste Freundin!
Als ich ihre Eltern und Schwester und Onkel und Tante kennen lernte durfte, war mir klar dass Alena es wirklich ernst meint.
Viktoriya aus Russland wollte das nicht und hatte Angst ihr Gesicht zu verlieren falls es mit uns nicht klappt. Ihre Eltern wären sehr arm und der Vater trinkt. Hmmm…
Wie auch immer, natürlich werde ich sie nie vergessen und konnte sie auch in gewissem Mass verstehen.
Alena war da ganz anders.
Sie hatte Vertrauen wie ich auch. Die Chemie oder was auch immer, hat einfach gestimmt.
Also durfte ich schliesslich ihre beste Freundin kennenlernen. Noch 'ne Englischlehrerin
Bei Vika war das unser „Aus“. Zu viele Missverständnisse und ein Reden wie an eine Wand und vor allen Dingen, sie bemühte sich nicht etwas zu tun, was die Sprachbarriere betraf. Bitte nicht böse sein wenn sich das jetzt etwas chauvinistisch anhört. Aber ich bin der Meinung, dass sich die Traumfrau, die schlussendlich nach Deutschland zu ihrem zukünftigen Gatten ziehen möchte, sich entsprechend sprachlich bemüht. Ich habe auch etliche Abende mit Selbstkurs versucht die russische Sprache zu erlernen. Ok, ist schwierig, aber habe trotzdem mein Bestes getan, bin immer noch dran und höre jetzt noch im Auto den russischen Sprachkurs auf Kassette statt Radio.
Maryna, ein wenig pummelig, aber super lieb und ebenfalls klug und intelligent trafen uns zunächst nach Feierabend mit Alena in einem Restaurant und verabredeten uns auf‘s Wochenende in einem „georgischen“ Lokal, wo ihre Mutter als Managerin arbeitet.
Woh… ich als Deutscher in einem georgischen Lokal? Ich kann nur sagen, es war super! Gastfreundschaft, Drinks ohne Ende und keiner wollte Geld von mir. Also das war mir schon ein Rätsel. Aber ok, was tun? Also essen, trinken und tanzen!
Der Schaschlik direkt vom offenen Grill war einfach klasse und die georgischen Mädels erst….
Dennoch, sie sind schon eine Augenweide und man weiss manchmal nicht wo man hinschauen soll. Ja, ja ich weiss, am besten auf die langen Beine meiner Frau
Maryna lebt nun seit einem halben Jahr in der Nähe von Chicago. Ja, sie hat einen jungen Ami geheiratet, den ich auch noch kennen lernen durfte. Aber dazu später. Zigaretten sind schon wieder alle.
Nächste Woche hör ich auf! Mit Rauchen mein ich
Nun, auch dieser kleine Urlaub ging rasch vorbei.
Bemerkenswert allerdings noch ein Besuch im Theater in Mogilev. Ich glaube, wenn ich mich recht entsinne wurde „You and me“ aufgeführt. Ja natürlich verstand ich nur „Bahnhof“ bei der Aufführung, durfte aber in der teuersten Ehrenlounge hocken. Unglaublich was mein Mädel alles arrangierte. Als Nebenjob zu ihrem Beruf betreut sie noch als Babysitterin ab und zu einen kleinen Bub, dessen Vater einen hochrangigen Posten in der Stadtverwaltung inne hat und uns die Eintrittskarten schenkte. Jo, so war ich deutlich beeindruckt ob dieser Vorstellung und diesen exklusiven Logenplatz einnehmen zu dürfen.
Zwei Tage später fuhren wir noch einmal nach Minsk, um wieder in der Schlange vor der deutschen Botschaft zu stehen. Das Visum für den Weihnachtsbesuch musste gemacht werden. Hinterher war noch ein bissel shopping angesagt, einen Besuch in einem bekannten Bier-Restaurant (woh…jeder Tisch hat seine eigene weibliche Bedienung in High-heels. Unglaublich das alles) und schliesslich „drive Home to Mogilev“!
Noch ein schöner angenehmer Besuch bei ihren Eltern mit vielen Geschenken für mich und meiner Familie und Vater fuhr uns wieder zurück zum Flugplatz nach Minsk!
Oh ich hasse diese Abschiede. Aber es wird ja nicht für immer sein. Über Warschau und Zürich Heim in meine einsame Falle. Warten auf Weihnachten, wenn ich sie wieder in die Arme schliessen kann!
Weihnachten 2007!
Ich stand in Basel/Müllhouse am Flugplatz und wartete auf mein Mädel und es wurde mir klar, dass ich langsam Nägel mit Köpfen machen sollte. Aber trotz aller Liebe traute ich mich nicht. Ich konnte nur mein Mädel in die Arme nehmen und herzlich küssen und mit ihr die erste schönste Weihnacht meines Lebens verbringen.
Spassig war, als ich sie fragte, ob sie Ski laufen kann. „Da Da, no problem.’ Also auf in den Schwarzwald. Meine Mutter leite ihr den Skidress und mit neuen geliehenen Skier ging es auf die Piste. Ein Schlepplift kannte sie nicht, aber hatte keine Probleme sich mit mir auf den Berg ziehen zu lassen. Nur??? Wie runterkommen?
Also, nach Skilaufen Schlittschuhlaufen, schwimmen, wandern, Freunde besuchen, Weihnachtsfest, Silvester, tanzen in einer Disco usw. war wieder Abschied angesagt. Wie immer ein Scheiss Spiel. Klos im Hals und Tränen.
„Oh please Andy, don’t speak anyting with her“. “Aha? Why?” “Oh they are all so curious.” Fand ich witzig und konnte mir dann doch kein “Strastwudje” verkneifen
Alena kochte noch etwas Leckeres zu Essen und es war Zeit in die Falle zu fallen. Aber ich wollte noch nicht. Es war kurz vor Mitternacht und ich überraschte sie mit einer Flasche Sekt. In 5 Minuten wird sie Geburtstag haben.
Und hier geschah es dann. Ich tat mich zwar ein bissel schwer, weil das das erste Mal für mich war, aber fasste schliesslich Mut sie zu fragen, ob sie sich wohl an mich gewöhnen könne und ein gemeinsames Leben miteinander vorstellen kann und machte ihr den Heiratsantrag. Ich sagte ihr zunächst aber auch etwas unromantisch, sich die Antwort gut zu überlegen, weil es in Deutschland wo wir zukünftig Leben wollen am Anfang ziemlich schwer für sie werden wird, dass bei uns kein Milch und Honig fliesst und all solch einen Kram. Sie ist eine junge, vernünftige, realistische, bildschöne Frau und antwortete schliesslich….“Ja“!
Wie ging es weiter?
Aber mein nächster Besuch stand schon im Februar 2008 an. Ich wollte an ihrem Geburtstag bei ihr sein.
Dieses mal wurde ich von ihr und ihrem Vater vom Flughafen abgeholt. Wir haben uns so was von gefreut. Jedes Wiedersehen und Umarmen ist wie Glück pur!
Also rein in den etwas betagten Citroen und auf nach Mogilev. Ich durfte auf dem Rücksitz ein bissel pennen und nach knapp 3 Stunden später fand ich mich wieder in ihrem kleinen geliebten Appartement. Hier hat es keine komplizierten Stahltüren mit Zahlencodes. Es ist eine Werkswohnung und eine Empfangsdame kontrolliert wer ein und aus geht.
Nach einem rührenden Geburtstagsfest im Kreise Alenas Familie und wie immer mit voll geschlagenem Bauch lernte ich später zu hause bei Alena nun auch den zukünftigen Mann aus Chicago von ihrer Freundin Maryna kennen. Ich dachte erst, da kommt nun auch jemand so in meinem Alter. Aber nein. Ein junger, knackiger Ami aus Chicago. :) Oh, wir hatten dann noch eine tolle Party mit Bowling und Pizza essen in Mogilev City. Allerdings, die amerikanische Sprache oder der Chicago Slang machte uns kommunikativ echt manchmal zu schaffen. :) Dabei hatte er gar keine Kartoffel im Mund, wie ich mir versichern liess. :) Egal, wir verstanden uns trotzdem irgendwie prächtig und freuten uns, diesen besonderen Geburtstag gemeinsam verbringen zu dürfen.
Was kam dann?
Ach so. „OVIR“ war wieder angesagt. Alenas Mutter hatte sich extra eine Stunde vom Job frei genommen. Frühschicht! Also, Treffen 8:00 Uhr beim „OVIR“.
Um das zu erklären:
Kappiere ich zwar auch nicht so recht, aber Alena kann mich offenbar als Besucher nicht anmelden, alldieweil sie in einer Werkswohnung zur Miete wohnt. Also wurde ich als Besucher bei ihren Eltern registriert. Zunächst muss man aber noch eine Gebühr auf einer Bank entrichten, was Alena schon Tage zuvor erledigt hatte und mit dieser Quittung, Mutters Pass und natürlich auch meinem sitzt man dann in einem, na ja, rustikalem Büro bei ein paar lustigen „Damen“ (nur keine Angst, die waren echt nett. Zumindest bei meinem Charme! :) Anschliessend noch einen Stempel bei einem Vorgesetzten, oder was auch immer, abholen und Tschüss. War also gar nicht so schlimm das alles. Okay, schon irgendwie nervig wegen dem Stress am frühen Morgen und dass ich Mutter auch solche Mühe mit meiner Registration machte. Aber im Gegenteil, dieses mal meinte die Beamte, dass ich der 100 ste deutsche Besucher in Mogilev sei und grinzte mich freundlich an. War aber auch eine blonde „Nette“. :)
Dann war Valentinstag angesagt:
Die Blumengeschäfte in Mogilev waren gefüllt mit Rosen und anderem Grünkram :) Doch wir hatten etwas anderes vor. Ich bestand auf einen Verlobungsring. Da ich ja keinen dabei hatte, alldieweil ich ihre Ringgrösse nicht wusste, liess ich mich von ihr durch sämtliche Juweliere der Stadt schleppen. Ich musste bestimmt an die 5 bis 10 km in sämtliche Richtungen laufen, bis wir die richtige Wahl getroffen hatten. Aber das war Okay. Nachdem ich durch die ständige „Fütterei“ etliche Pfunde mehr drauf hatte, war Bewegung genau das Richtige. Aber mach das mal einer mit :)
Ja und so steckten wir uns, komplett erledigt nach der Lauferei, Abends, bei Bratwurst und Dunkelbier in der berüchtigten „Bierbar“ die Verlobungsringe an. Mag sein, dass man das romantischer hätte gestallten können, aber ich bin einfach gestrickt, Alena ist auch „Geldprofi“ was Sparsamkeit betrifft und es war im Grunde einfach einmalig nur schön!
Am nächsten Tag waren wir wieder bei den Eltern eingeladen. Schwesterchen Katja fiel sofort der Ring am Finger von Alena auf und dann natürlich auch meiner. Ich habe dann nur noch „Bahnhof“ verstanden und in null komma nix wurden wir gedrückt und geküsst und veranstalteten eine einmalige Party im Kreise der Familie. Es war unglaublich. Du stehst oder hockst da und alle reden auf dich in Belarus ein und verstehst „nothing“. :) Aber die Gestik, das Lachen und die Fröhlichkeit bewiesen, dass meine zukünftigen Schwiegereltern einverstanden sind. Okay, sie werden ihr Mädel später nicht mehr so oft sehen und meine Telefonkosten werden wahrscheinlich noch mehr in schwindelte Höhen schiessen. Aber das gehört dazu! Wir lieben uns!
Der Alltag holte uns zurück. Alena musste wieder arbeiten und ich bis in die Puppen pennen :)
Was also tun ausser pennen? Meine mitgebrachten DVD, hatte ich nun schon zigmal angeschaut, und mit den paar Belarus Programmen im Fernsehen konnte ich nicht viel anfangen. Ah ja, die russische Sprache lernen. Also auf an den Schreibtisch, Bücher aufschlagen und kyrillische Zeichen lernen.
Oh Mann, ich tu mich da echt schwer aber ich bemühte mich! Kann doch nicht so schwer sein das alles, zumal ich neben Deutsch auch fliessend Schweizerdeutsch sprechen bzw. verstehen kann :) (Gruss an alle Schweizer IF-Ler:) Englisch okay, bei Französisch, Italienisch oder Spanisch reicht es zum nach dem Weg zu fragen oder etwas zu Essen und ein Bier zu bestellen. Aber Russisch bzw. Belarus? Oh Oh! Na ja, für Bratwürste und Bier bestellen reichte es auch und einmal auch für ein halbes Hähnchen bestellen, obwohl ich da mit Händen und Füssen dann erklären musste, dass ich nicht ein ganzes Hähnchen wollte, was ich da serviert bekam, sondern eigentlich nur ein Viertel. Aber okay, ein „Halbes“ war ja dann auch recht :)
Wenn die „Zukünftige“ arbeitet und man in Belarus ist und dann auch noch im Februar, dann ist es schon ein wenig Hm…. Hmmm.. zumal ich mich eigentlich lieber in wärmeren Gefilden aufhalte und lieber unter einer Palme liege oder mich in ein rauschendes Meer stürzen würde. Dennoch, es war alles richtig was ich getan habe. Ich konnte ihren Alltag erleben, ich konnte sehen wie sie lebt und mir mehr und mehr ein Bild von ihrer Heimat und deren Mentalität machen, studierte die seltsamen „Brandmelder an der Decke, (wofür die auch immer nützlich sein sollen??? Die lösen doch erst aus, wenn die Hütte bereits abgefackelt ist) machte schliesslich etliche Spaziergänge in den Wäldern, verirrte mich nicht und freute mich, sie an ihrem Feierabend in der Stadt abholen zu können.
Nun und dann war wieder Abschied angesagt.
Auf mein Drängen gönnten wir uns am frühen Morgen ein Taxi in die Stadt zur „Busstation“. Dieses mal hatte es nicht so einfach geklappt, dass wir geradewegs von einer Haltestelle ausserhalb von Mogilev, in der Nähe unserer Wohnung und dann Richtung Minsk aufgenommen werden konnten. Also standen wir da in der Kälte und Alena organisierte den „Trip“. Es war Samstag und sie musste sich keinen freien Tag nehmen.
Es geht nicht immer bei Gastfreundschaft um das Essen, Trinken, Geld und ein paar Geschenke oder ein paar Blümchen! Es sind eben auch die anderen Aufmerksamkeiten wie ich es teilweise beschrieben habe. Taschen voll mit Lebensmitteln für meinen Bauch, Hilfe bei „OVIR“, Abholen vom Flugplatz, Bezahlen von Gebühren, Abholen mit dem Auto von zu Hause, gemeinsam in die Kirche gehen, Theater, und was weiss ich noch alles, was mich alles keinen Pfifferling kostete und hier in meinem Fall, Abschied von meiner zukünftigen Familie.
Wir stehen also am „Busstation“ und warten etwas verzweifelt, dass sich der kleine „Van“ nach Minsk füllt. Vorher fährt der offenbar nicht. Ist ja klar, ist ja irgendwie privat organisiert. Hab mich noch nicht damit beschäftigt.
Und wer taucht nicht auf?
Mein zukünftiger Schwiegervater wollte mir noch einmal auf Wiedersehen sagen. Ich dachte ich spinne und er drückt mir ein Glas mit selbst gesammelten, eingemachten Pilzen in die Hand.
Aber das ist noch nicht alles. Ein paar Minuten später taucht meine zukünftige Schwiegermutter auf. Süssigkeiten als Geschenk für meine Eltern und was weiss ich noch was sie alles dabei hatte. Ist das zu glauben? Mein Koffer war zum Bersten voll!
Und um die Familie komplett zu kriegen, taucht auch noch das Schwesterherz inkl. Freund und mit selbst gebackenem Kuchen auf. Da kann man doch nur sprachlos sein?
Und um noch ein I-Tüpfelchen in Sachen Gastfreundschaft zu machen. Der olle Bus wollte nicht fahren. Zu wenig Leute offenbar. Ja was tun? Okay Geduld, Geduld. Der Flieger geht ja erst um 16:00 Uhr. Und so standen wir alle in der Kälte und warteten.
Väterchen redete und redete auf Alena ein. Ich verstand ja nichts. Aber sie übersetzte, dass Vater uns nach Minsk fahren will. Ja was soll man da sagen? Alena meinte, dass wir warten sollten bis der Bus voll ist, Vater hätte Probleme Nachts zurück zu fahren. Ja kenn ich, geht mir oft genauso. Aber er liess keine Ruhe, uns mit seinem betagten Citroen zu fahren. Es lag dann plötzlich alles in meiner Entscheidung. Er umarmte mich und übersetzt verstand ich, dass er diesen Trip für uns gerne machen wird. Quasi nachträglich noch mal zum Geburtstag von Alena oder einfach zu unserer Verlobung und schliesslich für mich!
Das ist Gastfreundschaft!!!!!!!!!
Also Verabschiedung von Mütterchen, Schwester und Freund und auf die Piste nach Minsk. Unterwegs begann es heftig zu schneien. Es wurde immer schlimmer und wir machten uns Sorgen. Aber Väterchen schaffte seinen Citroen sicher an den Flughafen und liess uns, fast eine knappe Stunde im kalten Auto sitzend, Zeit uns im Flughafengebäude zu verabschieden.
Wer das liest, denkt bestimmt, ich schreibe Träume, aber ich kann das mit Fotos auch beweisen. Aber nicht die Gefühle die einem durch den Kopf gehen. Hätte ich das auch für meine Tochter gemacht? Nun, ich hab ja noch keine, aber arbeite dran. :)
Also mein Mädel freute sich über die Aufmerksamkeit wenn ich ihr ein paar Blümchen mitbrachte.
Sie erwartet es nicht, aber die unbeschreibliche Freude ist da, wie Christoph es schön beschrieb.
Wenn sie zu Besuch da war und ich morgens zum Bäcker düste, während sie noch schlief, fand ich immer einen Weg ein paar Blümchen zu organisieren. (Männer bzw. "Ich" tu mich da ein bissl schwer. Wo kauft man die wieder und welche Farbe, ach egal, ich nehm einfach die neben der Bäckerei vom L....)
To tell the truth, ich finde einen "geblümten" Frühstückstisch geil. (Hat man im "noch" Singelleben ja nicht)
Um die Story mal zu Ende zu bringen!
Ihr Besuch war angesagt. Endlich!
Basel/Muelhouse Airport. In die Arme fallen. Tränen vor Freude.
Oh , es war ein heisser Sommer 08 und wir genossen ihn in allen Facetten.
Abstecher per Fuss mal in die Schweiz, weil ein tolles Fest war. Ja ich weiss, es war verboten für sie, weil die Schweizer das mit dem „Schengen-Abkommen“ zu dieser Zeit noch nicht hingekriegt haben. Aber ich weiss wo die Grenzposten sitzen und somit hatten wir keine Probleme. Dann war noch Openair Theater „Scheffel“ „Der Trompeter von Säckingen“, (kennen nur die wenigsten, aber ist offenbar dennoch bis Leipzig bekannt) Schwimmbad usw. waren unser Programm.
Aber das Wichtigste war ihre Dokumente zum Standesamt zu bringen. Sie waren alle in original und apostilliert. Jetzt müssen sie nur noch übersetzt werden. Also Adresse beim Standesamt bekommen, wo das gemacht wird, weggeschickt und nach 4 Tagen zurück bekommen. Wieder Standesamt. Die schicken es nun zu unserem zuständigen OLG. Wird ein paar Tage dauern bis die wieder mit „Okay“ zurück sind.
Was tun in dieser Zeit?
Ich hatte dann eine Idee.
Von kalten Belarus Urlauben ein bissl die Schnauze voll, schlug ich vor, uns zwei Luftmatratzen zu kaufen, im Keller nach meinem alten Zelt zu suchen, die Schlafsäcke, die ich mal gekauft hatte und unbenutzt im Schrank lagen, Kochgeschirr und Gaskocher und vor allem die Badehose zu schnappen und an das Meer zu fahren. Jo, ich glaubte zunächst selber nicht an meine Gedanken und dachte ich spinne. Ich „alter Sack“ geh tatsächlich noch mal zum campen?
Ich habe noch eine Freundin in Antibes, (Ist `ne Freundin meiner Ex und verheiratet, mit der ich aber nix hatte. Nur um hier keine falschen Gedanken aufkommen zu lassen) mit der ich aber Kontakt habe und die lud uns ein.
Also auf nach Südfrankreich.
Mein Schatz hat zwar auch den Führerschein, aber Angst zu fahren und so donnerte ich mit meinem kleinen „Frosch“ 900km gen Süden.
Aber ich wollte ihr statt Antibes zunächst die Camarque zeigen. Ich suchte vergeblich nach meiner Pension wo ich schon oft abgestiegen bin, aber fand sie nicht und dann war es Zeit „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Also auf zum Campingplatz. Wir hatten ja alles dabei und dieser Campingplatz hatte mittlerweile allen Komfort. (Minimarkt und Swimmingpool) Ich war das letzte mal vor 26 Jahren dort. :)
Also! Zelt aufbauen, (oh Mann) :) Tisch und Stühle, Gaslampe und schon stand was Leckeres von meiner Liebsten für das erste Abendbrot auf dem Tisch.
Ja, „oh Mann, was hast du für eine „klasse“ Frau geangelt“ dachte ich mir.
Duschen und schlafen. Das Meer rauschte im Hintergrund und wir waren rundum glücklich auf unseren Luftmatratzen.
Ein Traum?
Nein es war Wirklichkeit. Und am Morgen betrachtete ich mein schlafendes Mädel und war sicher, die richtige Entscheidung getan zu haben.
Das wird jetzt ne Urlaubsgeschichte aus Südfrankreich :)
Also ausklinken, wenn das niemand nicht interessiert.
Der Morgen!
Ich lass mein Mädel schlafen. Ich kann nicht mehr pennen. Hab das Zelt, obwohl mit über den Daumen justiert, doch unglücklich so aufgestellt, dass die Sonne genau am morgen reinkuckt.
Ja, kann man sich dran gewöhnen. Ist doch schön Sonnenaufgang pur. :) Aber bei 30 Grad C. in null komma nix, doch nicht so lustig. Zumindest für mich.
Also duschen gehen, Mädel sanft wecken und ich los marschiert um ein frisches Baguette und Croissant zu besorgen. Ahhhhh. Was liebe ich frische Baguette und Croissant? Gibt nix besseres zum Frühstück und ich liebe schon ewig diesen morgendlichen Weg zum Bäcker. Macht munter und gute Laune!
Tja, dann war Strandtag angesagt. Wir hatten eine Affen-Hitze.
Endlich wieder am Meer und das Salzwasser schmecken. Alena war auch hin und weg. Fragte mich, ob sie die Luftmatratze mitnehmen darf. Na gut, warum nicht, wenn es Spass macht.
Ja, und so hatten wir einen unvergesslichen Tag am Strand unter unserem kleinen Sonnenschirm und ich konnte mich auch noch mal von den Strapazen der langen Fahrt erholen.
Abends war sight seeing angesagt. Also ab in das „Dörfchen“. Kann ich ja sagen: es handelt sich um „St. Maries de la mer“. Touristennest mittlerweile, aber immer noch sehenswert. Und bei einem Wein und Gypsy-Gitarrenklängen zerfloss mein Mädel fast.
Sie küsste und herzte mich und dankte mir, dass ich sie in dieses Paradies brachte. Naja, ich dachte, da gib es aber noch etliche Steigerungen. Aber mich berührte ihre so ehrliche Art, zumal wir auf einem Campingplatz nächtigten anstatt in einer Pension oder Hotel.
Campen ist wirklich was Tolles.
Nach all den Jahren mit meiner Ex in Hotels oder Pensionen, (Sie hasste campen) war es nun ein Gefühl 20 Jahre jünger zu sein. Das Lachen meines jetzigen Mädels am Morgen bewies mir, dass dies eine klasse Idee war. Sie war rundum glücklich.
Es folgten Ausflüge nach „Aigues mortes“, „Arles“, „Les Baux“ usw. und dann sollte es weiter gehen nach Antibes. 300 km. Aber dann habe ich gemerkt, dass sie ein bissl überfordert ist. Zu viele Eindrücke auf einmal. Das war alles zuviel für sie.
Okay, ich rief meine französische Freundin in Antibes an, dass wir dieses Jahr nicht kommen werden und entschieden, die restlichen Tage uns am Strand zu erholen. Neben baden und Spaziergängen war auch Deutsch lernen angesagt. Und so lagen wir unter unserem Sonnenschirm am Strand und machten den A1 Test gemeinsam.
Heimreise war dann angesagt.
Dieses mal nicht in einem Rutsch. Ich wollte ihr noch den „Pont du gard“ zeigen und eine Nacht in der „Ardeche“ verbringen. Fasziniert über die Naturschönheiten herzte sie mich ohne Ende und wir fanden in einem Dörfchen einen kleinen Campingplatz mit Swimmingpool. Ein französischer Zeltnachbar schenkte uns noch frisches Brot, weil es zu spät war zum einkaufen (zu lange im Pool geplanscht) und waren wieder rum rundum glücklich. Zikadengezirpe, Kerzenschein und Romantik pur!
Zu Hause angekommen, lag schon die Benachrichtigung vom Standesamt im Briefkasten. OLG hat die Dokumente von Alena überprüft und das OK gegeben. Also auf zum Standesamt. Papiere holen und Hochzeitstermin abmachen.
Im Vorfeld buchte ich schon ihren Flug für Weihnachten und so planten wir den 23.12.08 ein.
Tja und so war wieder Abschied angesagt bis zum Wiedersehen zu unserer Hochzeit.
Nun, das war’ s nun echt mit meiner Doktorarbeit.
Wie eine Hochzeit funktioniert muss ich ja nicht schildern :)
Mückenstiche???
Von wegen!
Ja hat mich auch gewundert. Normalerweise werde "ICH" immer „gefressen“, aber letztes Jahr war überhaupt nix mit "Mücken".
Was die Hochzeitsnacht betrifft: (Grüssle an Spanner
Ich kann mich gar nicht mehr so richtig erinnern. Ich hatte zwei bezaubernde Mädels zu Hause und war volle Kanne zu!
Aber wir hatten noch einen kleinen Tannenbaum gekauft und am nächsten Tag war „Dekaration“ angesagt.
In meinem Arbeits bzw. Gastezimmer und zukünftigen (Ich hoffe) Kinderzimmer hängt immer noch Lametta.
Ja, so wird Weihnachten und Hochzeit gefeiert. Alles was Küche und Keller und Schrank hergaben wurde zur Deko verwendet.
Also gut Hochzeitsnacht!
Alena verabschiedete sich wieder. Der Urlaub war vorbei und die Dokumente mit der Hochzeit waren ja fertig. Sie musste wieder zur Arbeit nach Mogilev und den Flug zur Hochzeit im kalten Winter buchte ich bereits am PC und druckte ihr e-ticket aus.
Tschüs meine Braut. 4 Monate aushalten! Tränen ohne Ende. Sch… Spiel wie immer!
Oh Mann. Langsam nervte es mich in meinem Singelhaushalt.
In der Zeit vom Sommer bis zu unserer Hochzeit fand ich einen neuen zukünftigen Arbeitgeber. (Dachte ich) Aber ich sollte zunächst meine techn. Zeichnerausbildung vor 100 Jahren auffrischen, weil ich als Einkäufer in einem techn. Büro arbeiten sollte und wollte und es erforderlich war einen CAD Kurs zu belegen, damit ich duchblicke um was es den geht was ich einkaufen soll.
Nun. Die „Agentur für keine Arbeit“ heiss gemacht und nach 2 monatigem Kampf die Bewilligung für einen „Crashkus“ erhalten.
Also auf nach „Villingen-Schwenningen“. Ich fand eine günstige Bleibe und studierte 7 Wochen CAD. War klasse. Ausser neuen Input habe ich auch viele neue Leute kennen gelernt. Ausserdem waren in unserer Klasse 5 süsse Russinnen, die immer entzückt waren wenn ich morgens mit einem „Strastwudje“ einmaschierte.
Tja, das Ende vom Spiel habe ich in einem anderem „Thread“ mal beschrieben. Die Firma ging pleite bevor ich anfangen konnte. Na klasse.
Rezession hin und her, der Heiratstermin stand und meine Braut fragte mich an, dass ihre Schwester gerne dabei wäre und sie sich auch sehr freuen täte und dass die Eltern die Hälfte der Kosten des Fluges übernehmen täten und ich eben die andere Hälfte.
Sprachlos!
chwesterherz
„Ja klar, mein Gott, ich hab noch ein bissl was auf der „Kante“ und ich würde mich riesig freuen wenn Schwesterchen auch dabei ist.“
Ruckzuck hatte ich neben meinem Bruder als Trauzeugen auch ein Schwesterherz als Trauzeugen. Ich war glücklich.
Tja, aber jetzt erst mal noch nach einem Flug und Versicherung kucken wo sie gemeinsam zu mir fliegen können.
Aber darin bin ich Profi, bzw. hatte Glück. Ich sollte in einem Reisbüro arbeiten. :)
Ich brachte Schwesterherz mit wenig Geld in denselben Flieger unter und sogar an den Platz neben der Schwester. Ja, heutzutage ist einiges möglich per Internet.
Dann VE beantragen und „zufällig“ jemand kennen der nach Mogilev reist und das Dokument mitnimmt. Klappte alles vorzüglich und stelle mich auch immer zu Diensten was Dokumente betrifft.
Am 20 Dezember rauschten sie beide mit „Austria“ über Wien Nachts um 23:00 Uhr in Basel ein.
Ups.. ich kam ein bissl zu spät (diese Österreicher sind aber auch pünktlich im Gegensatz zu …..wie heisst jetzt wieder die Belarus airline? Oh Alzheimer:) ) und wurde schon von der Info ausgerufen. Ihre Belarus Sim-Karte funktioniert nicht in D bzw. Basel.
Also dann doch innige Umarmungen und Küsse ohne Ende und los mit meinen zwei Mädels, auf nach Hause.
Nächster Tag war Ausschlafen bis in die „Puppen“ angesagt. Ja, die waren fix und fertig.
Polterabend!
Oh Mann, das glaubt keiner. Polterabend in meiner Stammkneipe. Eine alte Kaschemme wo sich Frauen in der Regel alleine nicht hintrauen.
Ein Freund von mir arrangierte Alles, von der Deko, Geschenken, Disk-Jokey, bis zu einer „Sammelaktion“ für meine Polter-Kosten, die dann später auf mich zu kommen. (da blieben nach Abzug aller Kosten sogar 50.- Euro übrig wie ich 2 Tage später dann erfuhr. :) )
Kann es immer noch nicht fassen. Es war ein klasse Abend und mein Mädel hielt nur den Daumen nach oben, wenn ich sie fragte ob alles ok ist, und obwohl wir reichlich zerschlagenes Porzellan zusammen sammeln durften.
Ich hatte sie auf diese Tradition bei uns hingewiesen. Naja, irgendwann hatte ich und sie es satt zu putzen und machte eine „Ansage“ und tanzen war angesagt.
Hochzeit!
Mit leichten Kopfschmerzproblemen aus dem Nest. Ja da muss man durch nach einem Polterabend. Kalte Dusche und kaltes Wasser über den Kopf und dann rein in den Anzug. Die Mädels machten sich derweil auch bildhübsch.
Oh Mann, am liebsten hätte ich sie beide geheiratet. :)
Tja und dann geht das los mit dem Heiraten.
Ich hatte noch meinen Ex-Lehrling zur Traung bestellt, der als alter Russe :) die Zeremonie für Alena und Schwesterherz übersetzte, und mirnixdirnix war ich verheiratet!
Ja, jetzt bin ich aber echt fertig mit meiner Doktorarbeit :)
Wünscht mir Glück!